WiYou.de - Ausgabe 3/2015 - page 9

Die Früchte des Erfolgs
In kaum einem anderen Berufsfeld ist das Sprichwort „die Früchte des Erfolgs ernten“ wohl passen­
der als in den „Grüne Berufen“ – wo eben nicht nur im übertragenen Sinne Fürchte geerntet werden
– wie etwa bei den Winzern. Leider hat aber auch kaum eine Branche mehr mit Nachwuchssorgen
zu kämpfen als Landwirte und Co.
Zum einen finden sich einfach nicht genügend Ausbildungswillige.
Woran das liegt? Wohl an den
Vorurteilen und am Nichtwissen. Grüne Berufe – das klingt erst einmal nach Feldarbeit, Stall und kör­
perlicher Anstrengung und hat natürlich auch damit zu tun. Aber: Das kann für die, die nicht den gan­
zen Tag im Büro sitzen wollen, die perfekte Alternative sein – und ist auch noch lange nicht alles, was
man in den „Grünen Berufen“ findet. Dazu zählen nämlich zum Beispiel auch die Milchtechnologen
und Hauswirtschafter.
Und zum anderen haben die wenigen, die sich für eine Ausbildung in diesem Bereich entscheiden,
oft falsche Vorstellungen, von dem, was sie erwartet.
Dienstbeginn halb vier Uhr morgens, draußen
auch bei schlechtemWetter oder im Stall bei Sommerhitze, Überstunden, weil das Wetter passt oder
Urlaubssperre in der Hochsaison – man muss wissen, worauf man sich einlässt. Und das geht nur,
wenn man es wirklich mal ausprobiert hat – nur darüber zu lesen, reicht nämlich nicht. Wer das
Arbeiten auf dem Land nicht von zuhause aus kennt, der sollte mindestens einmal ein Praktikum ma­
chen, um einen echten Einblick zu bekommen.
Unterschätzt werden vor allem auch die Anforderungen.
Angehende Auszubildende müssen nicht
nur sehr motiviert und engagiert sein, wissen, dass Tier und Feld keine Wochenenden und Feiertage
kennen und körperliche Fitness mitbringen, sie müssen auch mit guten Noten punkten – vor allem in
den Naturwissenschaften und Mathe. Außerdem werden verantwortungsvolles Arbeiten und techni­
sches Verständnis erwartet – auch in den Grünen Berufen wird mit modernsten Maschinen gearbeitet,
ob Melkmaschine im Stall oder GPS­gesteuerter Traktor.
Das klingt alles erst einmal nicht nach Traumberuf?
Nur, wenn man nicht genauer hinguckt. Denn so
wettergeschützt ein Schreibtisch oder eine Werkhalle sein mag, wer gern in der Natur draußen ist,
für den gibt es wohl keinen schöneren Arbeitsplatz als einen Weinberg, den Wald oder die Weite der
Felder. Zudem ist auch in den Grünen Berufe karrieremäßig einiges möglich. Techniker, Meister oder
Studium – man steht den anderen Branchen in nichts nach und hat die Früchte seines Erfolges mehr
als sprichwörtlich selbst in der Hand. (mü)
Titelthema
Foto: Les Cunliffe/fotolia
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