WiYou.de - Ausgabe 3/2015 - page 13

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3­2015
Foto: Manuela Müller
Titel
13
Kühe im Karussell
Während die einen auch nach dem Schulabschluss noch nicht genau wissen,
was sie beruflich machen möchten, stand für die heute 24­jährige Lisa von
vornherein nur ein Beruf auf der Wunschliste: Tierwirtin.
„Ich bin auf einer
Art kleinem Bauernhof aufgewachsen, hatte dort immer mit den Tieren zu tun
und Spaß dabei. Ich wollte dann gucken, wie das in einem größeren Betrieb
ist und ob ich mir das wirklich auch als Beruf vorstellen könnte. Hier bei
Wöllmisse hab ich dann Praktika gemacht und auch in den Ferien gejobbt. Da
hat einfach alles gepasst, deshalb habe ich mich auch nur hier beworben.“
Die Ausbildung zur Tierwirtin dauert drei Jahre und ist in verschiedenen
Fachrichtungen möglich.
Lisa entschied sich für die Rinderhaltung. Man kann
aber zum Beispiel auch in die Schweinehaltung oder Schäferei gehen. Dabei
ist Tier übrigens nicht gleich Tier: „Ich musste für einen Lehrgang eine Woche
im Schweinestall arbeiten. Das wäre auf Dauer nichts für mich, ich komme mit
den Kühen besser klar und es riecht auch nicht so extrem wie bei den
Schweinen.“ Apropos riecht: Nach Parfüm duftet es zwar auch im Kuhstall
nicht, aber an den Geruch gewöhne man sich sehr schnell, findet Lisa. „Und
es ist auch nicht so dreckig, wie man immer denkt. Klar, darf man keine Angst
haben, sich die Hände mal schmutzig zu machen, aber wir haben auch immer
noch Handschuhe.“
Während der Ausbildung lernte Lisa die verschiedenen Arbeitsbereiche der
Tierwirte kennen, Sie war nicht nur in den verschiedenen Ställen, sondern
zum Beispiel auch draußen zum Weidebauen.
„Spätestens da muss man
schon auch ein bisschen handwerkliches Geschick mitbringen. Und man muss
körperlich fit sein. Es gibt zwar schon eine Menge Technik, die die Arbeit leich­
ter macht – in den großen Ställen haben wir zum Beispiel Roboter, die die
Böden automatisch reinigen – aber Kälberställe ausmisten und Milchpulver­
säcke tragen ist noch Handarbeit.“ Nicht zu vergessen, die Arbeitszeiten. Wenn
Lisa Frühschicht hat, beginnt ihr Arbeitstag zwischen halb und um vier. Und
zwar auch an Wochenenden und Feiertagen. „Mich stört das nicht, aber man
muss wissen, worauf man sich einlässt. Ich fänd es viel schlimmer, jeden Tag
acht Stunden nur im Büro zu sitzen, ich brauche die Bewegung, die frische
Luft, die Tiere und die Natur. Und langweilig wird es hier auch nicht, gestern
zum Beispiel hab ich bei der Geburt eines Kälbchens geholfen, das ist jedes
Mal was Besonderes.“
Als Tierwirt reicht es dabei aber nicht, nur gern mit Tieren zu arbeiten.
Wie
in jedem anderen Beruf geht’s auch hier nicht ohne Theorie. Lisa besuchte
während der Ausbildung dazu die Berufsschule in Schwerstedt. „Da geht es
hauptsächlich um alles, was mit Rindern zu tun hat, wie Anatomie, Haltung,
Fütterung und Krankheiten. Außerdem aber auch um Tierunterkünfte, Geräte,
Anlagen und Maschinen, wie eben zum Beispiel das Melkkarussell. Lisa hat ih­
re Ausbildung vor sechs Jahren erfolgreich abgeschlossen und wurde als
Tierwirtin übernommen. „Ich könnte noch ein Fachschulstudium anschließen,
aber ich möchte nicht mehr jeden Tag in der Schule sitzen. Vielleicht mache
ich irgendwann noch die Fortbildung zum Herdenmanager, das wäre nur ein­
mal in der Woche und würde mehr in Richtung Wirtschaft gehen.“ (mü)
.
Wenn vierhundert Kühe noch vor Anbruch des Tages Karussell fahren – dann klingt das vielleicht komisch, hat aber trotzdem nichts mir Jahrmarktgaudi
.
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zu tun. Zumindest nicht im Agrarunternehmen "Wöllmisse" Schlöben e.G. Denn hier geht’s für die 400 muhenden Stallbewohner täglich zwei­ bis dreimal
.
.
zum Melken in das sogenannte Melkkarussell. „Darin haben 20 Kühe gleichzeitig Platz und können einfacher an die Melkmaschine angehangen werden,“
.
.
erklärt Tierwirtin Lisa.
.
Aufgaben
Tierwirte der Fachrichtung Rinderhaltung erzeu­
gen und versorgen Zucht­ und Schlachtrinder so­
wie Milchvieh in Agrarbetrieben.
Dauer
3 Jahre
Voraussetzungen
Spaß an der Arbeit mit Tieren, körperliche Fitness,
Bereitschaft, auch an Wochenenden und Feier­
tagen zu arbeiten, keine Allergien gegenüber
Tierhaaren
Chancen
In diesem Beruf ist die Weiterbildung zum
Tierwirtschaftsmeister möglich, ebenso wie zum
Herdenmanager. Als Studiengang bietet sich unter
anderem Agrarwirtschaft an.
Tierwirt
(m/w)
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