WiYou.de - Ausgabe 3/2015 - page 10

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3­2015
Foto: Erwin Wodicka/fotolia
Titel
10
Winzers Weingut
Aufgaben
Winzer pflanzen und pflegen Weinstöcke, ernten
die Trauben und verarbeiten sie zu Wein, Sekt
oder Traubensaft.
Dauer
3 Jahre
Voraussetzungen
gute Noten in Mathe, Biologie und Chemie, hand­
werkliches Geschick, technisches Verständnis,
körperliche Fitness, ein guter Geschmacks­ und
Geruchssinn
Chancen
Winzer arbeiten auf Weingütern und Kellereien.
Sie können sich zum Techniker oder Meister wei­
terbilden lassen. Auch ein anschließendes
Studium im Bereich Weinbau ist möglich.
Winzer
(m/w)
.
Die Sonne scheint über den Thüringer Weinbergen. Eine leichte Brise weht. Thomas und seine Kollegen spazieren entspannt zwischen den Rebstöcken
.
.
entlang, zupfen hier ein Blatt, kosten da eine Traube – immer ein Glas Wein in der Hand – so sieht das Leben als Winzer doch aus, oder? Kennt man ja
.
.
aus dem Fernsehen. Dass das zwar nicht mehr als ein Klischee, Winzer aber dennoch ein echter Traumberuf ist, erzählt uns der 26­jährige Thomas
.
.
vom Thüringer Weingut Bad Sulza.
.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Dass Winzer ein Ausbildungsberuf ist, wusste Thomas früher selbst nicht.
Er
hatte nach der Schule schon eine Ausbildung absolviert, als er eher zufällig
bei Saisonarbeiten im Weingut Bad Sulza seine Leidenschaft für den
Weinanbau entdeckte. „Ich war immer schon gern draußen. In meinem da­
maligen Beruf war das aufgrund von Umstrukturierungen aber nicht mehr
möglich. Deswegen fiel mir die Entscheidung für den Neustart auch nicht allzu
schwer, als mir vom Weingut direkt eine Lehrstelle angeboten wurde.“
Thomas’ Ausbildung zum Winzer begann dann 2006 und dauerte drei Jahre.
In dieser Zeit lernte er die verschiedenen Arbeitsbereiche imWeinbau kennen.
„Dazu gehören die Kellerei und natürlich der Weinberg. Je nach Größe des
Unternehmens kommen auch noch Lager, Marketing und Verkauf dazu.“
Auf demWeinberg geht es um den Anbau der Trauben beziehungsweise die
sogenannte Stockpflege.
Thomas bereitet je nach Bedarf den Boden vor, setzt
Jungpflanzen, beschneidet die Stöcke, entblättert die Triebe und sorgt für eine
angemessene Schädlingsbekämpfung. „Das Meiste machen wir von Hand, das
ist richtig harte Arbeit, schließlich haben wir hier gut 45 Hektar, die wir bear­
beiten. Viele unterschätzen das und denken, wir schlendern durch den
Weinberg und arbeiten nur so ein bisschen vor uns hin. Aber wir ernten zum
Beispiel auch noch 40 Prozent unserer Trauben von Hand. Das heißt schlep­
pen, schleppen, schleppen und ist wirklich anstrengend. Wer da körperlich
nicht fit ist, hält kaum durch.“ Was aber nicht heißt, dass Winzer ein Beruf nur
für Muskelpakete ist. „Meine Freundin ist auch Winzerin, man muss eben nur
ein bisschen zäh sein und auch mal zupacken können. Außerdem haben wir
ja auch Maschinen zur Unterstützung, und sind zum Beispiel mit dem Traktor
unterwegs.“
In der Kellerei geht es dann um die Produktion des Weines.
„ImMoment bin
ich zum Beispiel dabei, den Wein steril zu filtern, damit keine Bakterien mehr
drin sind und er abgefüllt werden kann. Wir haben dazu Maschinen, müssen
aber immer die Leitungen legen und die Pumpen bedienen. Zu den Aufga­
ben hier gehört auch das Auspressen der Trauben, das Ansetzen der Hefe und
das Überwachen der Gärungsprozesse.“ Dafür braucht ein Winzer neben flei­
ßigen Händen auch theoretisches Wissen. Das gab es für Thomas während
der Ausbildung in der Berufsschule in Bad Kreuznach. „Wichtig waren dort vor
allem Mathe, Chemie und Biologie. Das zählt dann tatsächlich auch bei der
Arbeit, denn in der Kellerei muss es schon zügig gehen. Da wird noch im Kopf
gerechnet und nicht extra ein Computer gesucht.“ Ein gutes Fachwissen ist da­
rüber hinaus wichtig, wenn man Kontakt mit Kunden hat, im Verkaufsgespräch
zum Beispiel oder bei Weinproben, auch das gehört zu Thomas’ Aufgaben.
„Hier heißt es immer, Winzer ist kein Beruf, sondern eine Berufung.
Wein
muss man mögen, nicht nur, wenn es um die sensorische Beurteilung der
Produkte geht. Ich liebe meinen Beruf und habe hier kaum etwas, das keinen
Spaß macht. Es ist abwechslungsreich, man ist in der Natur, aber auch immer
mit Menschen zusammen – das passt einfach.“ Thomas könnte den Meister
oder Techniker anschließen, hat aber noch keine festen Pläne. Einen Traum
hat er allerdings schon: „Ein eigener kleiner Weinberg irgendwann...“ (mü)
1,2,3,4,5,6,7,8,9 11,12,13,14,15,16,17,18,19,20,...40
Powered by FlippingBook